Den historischen Arzneipflanzengarten an der Hittorfstraße erhalten

Der Rat möge beschließen:

  1. Der Rat bekennt sich zum Erhalt des historischen Arzneipflanzengartens an der Hittorfstraße als ein einzigartiges öffentliches Biotop mit Bildungscharakter inmitten der Stadt.
     
  2. Die Verwaltung wird beauftragt, ein Konzept zur Weiterentwicklung des Arzneipflanzengartens als öffentliche Grünanlage unter besonderer Berücksichtigung ökologischer und umweltpädagogischer Aspekte sowie einer verbesserten Zugänglichkeit für die Stadtgesellschaft zu entwickeln. Dies schließt auch eine Abstimmung über den gegenwärtig noch in Kraft befindlichen Pachtvertrag über die städtische Fläche mit der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) mit ein. Die Öffentlichkeit, insbesondere die bisherigen und gegenwärtigen Gartennutzer (WWU einschließlich Allgemeiner Studierendenausschuss AStA) sowie die Verbände im Umweltforum Münster, sind bei der Ausgestaltung des Gartenkonzepts von Beginn zu beteiligen. Eine für die spätere Konzeptrealisierung schädliche Verwilderung der Fläche soll zudem durch frühzeitige Abstimmung mit der WWU über die erforderlichen Pflegemaßnahmen verhindert werden.
     
  3. Die Verwaltung wird beauftragt, gemeinsam mit der WWU ein Finanzkonzept aufzustellen, mit dem die Umwandlung des Arzneipflanzengartens in eine öffentliche Grünanlage sowie deren Pflege dauerhaft gesichert werden kann. Hierbei soll nach Möglichkeit auf vorhandene Förderprogramme (Land, Bund) zurückgegriffen werden.

Begründung:

Der historische Arzneipflanzengarten an der Hittorfstraße spielte über viele Jahrzehnte bei der Ausbildung von Pharmazeut*innen und Mediziner*innen eine bedeutende Rolle und ist vielen Bürgerinnen und Bürgern im Rahmen einer Ausbildung oder durch die langjährig angebotenen öffentlichen Führungen in guter Erinnerung.

Gleichzeitig stellt der historische Arzneipflanzengarten durch seine Größe und Lage am Rand des Schlossgartens ein wertvolles Rückzugsgebiet für zahlreiche Tierarten dar. Im Garten kommen eine weit überdurchschnittliche Zahl an Vogel- und Fledermausarten vor. So wurden im Lauf der Jahre 60 Vogelarten und aktuell zwölf Fledermaus-Arten dokumentiert.

Nach dem Umzug des Institutes für Pharmazie und der Anlage eines neuen – deutlich kleineren – Arzneipflanzengartens an dem neuen Standort hat der alte Arzneipflanzengarten an der Hittorfstraße seine Bedeutung für die Lehre verloren. Sofern keine Bemühungen zur 2 weiteren Pflege der Anlage unternommen werden, droht diese zeitnah zu verwildern. Fortgesetzte Pflege und die Umwandlung in eine barrierefrei zugängliche öffentliche Grünanlage bieten dagegen die Möglichkeit, den ökologischen Wert der Fläche zu erhalten, die langjährige Tradition als Arzneipflanzengarten zu wahren und gleichzeitig für die ganze Gesellschaft einen erfahrbaren Naturraum zu schaffen.

Angesichts der Größe des Geländes und des naturnahen Umfelds soll der hohe ökologische Wert des Arzneipflanzengartens bewahrt werden. Zudem bietet die zentrale Lage die Möglichkeit, das Gelände an der Hittorfstraße für die Umweltbildung (Stichwort: Grünes Klassenzimmer) und für die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund, beispielsweise durch die Präsentation von Heilpflanzen aus anderen Kulturkreisen, zu nutzen. In dem zu entwickelnden Vermittlungskonzept soll nach Möglichkeit an die in der Vergangenheit mit großer Beteiligung seitens der Universität durchgeführten öffentlichen Führungen angeknüpft werden. Zudem ist bei der Gestaltung der Wege, der sanitären Anlagen und der Informationselemente die Barrierefreiheit zu berücksichtigen, um ein Naturerlebnis für alle zu bieten.

Ein ansprechend als öffentlicher Park gestalteter Arzneipflanzengarten eignet sich ausgezeichnet als Erholungsraum für Studierende, Familien und andere Besucher*innen jeglichen Alters. Sofern eine gelungene Verbindung zum botanischen Garten der Universität hergestellt werden kann, bietet er zudem die Möglichkeit, die Stadtteile Schloss und Sentrup über diese Grünanlage neu miteinander zu verbinden.

gez. Stefan Weber                                                                        gez. Otto Reiners
und Fraktion                                                                                 und Fraktion

Den Antrag finden Sie hier als PDF