Münster schützt das Klima – mit Hilfe von katasterbezogener Thermografiebefliegung Energieverluste lokalisieren und beseitigen

Der Rat der Stadt Münster möge beschließen:
 
1. Die Verwaltung prüft, wie ein Verfahren zum Einsatz von katasterbezogener Thermografiebefliegung in Münster zur Lokalisierung bestehender Energieverluste an Gebäuden in der gesamten Stadt entwickelt und umgesetzt werden kann. Dabei sind auch die Dächer öffentlicher und gewerblicher Gebäude zu berücksichtigen.
 
2. Die Prüfung schließt ein:
2.1. einen Einsatz von katasterbezogener Thermographie-Befliegung mittels eines Spezialflugzeugs bzw. Drohne
2.2. ein freiwilliges Angebot einer unabhängigen Energie- und Investitionsberatung für Hausbesitzer,
2.3. Hinzuziehung von Kooperationspartnern aus dem Energiesektor, z.B. Energieberater, die Stadtwerke Münster, die Verbraucherzentrale oder die Handwerkskammer,
2.4. Akquise von öffentlichen Zuschüssen.
 
 
Begründung:
 
Die Sanierung von Schwachstellen in der Gebäudedämmung bestehender Gebäude stellt den wichtigsten Faktor bei der Verringerung von Energieverbrauch und CO2-Ausstoß deutscher Immobilien dar. Dies sind die effektivste und effizienteste Art und vor allem die dringendste Maßnahme zur Senkung des Energieverbrauchs von Gebäuden. Über 80 % des Bestandes deutscher Gebäude weisen einen Dämmstandard die achtziger Jahre oder älter. Schlecht oder unzureichend gedämmte Gebäude sind wahre Energiefresser. Hier besteht ein dringender Handlungsbedarf. Mit dem Einsatz geringer Mittel lässt sich eine wesentliche Verbesserung des Energieverbrauchs von Gebäuden in Münster realisieren. Außerdem schafft eine gute Dämmung eine ausgeglichene Bilanz zwischen Wärmeverlust und Wärmeaufnahme von außen und beugt dank Feuchteschutz die Schimmelbildung vor. Die Einsparung von Heizenergie durch Maßnahmen im vorhandenen Gebäudebestand stellt das mittelfristig größte realisierbare Potential zur Minderung des CO2-Ausstoßes dar. Dämmen erhält oder steigert den Wert des Gebäudes und erhöht den Schallschutz.  
 
Überdies stützt die Gebäudemodernisierung die heimische Wirtschaft, da sämtliche durchzuführenden Maßnahmen, von der Planung über den Rohbau bis zum Ausbau in der Regel von heimischen kleineren Handwerksunternehmen ausgeführt werden. Gleichzeitig kann hiermit neuer Wohnraum geschaffen werden, zum Beispiel durch Ausbau vorhandener Dachflächen bei gleichzeitiger thermischer Sanierung oder durch Vergrößerung von Gebäuden im Zuge der thermischen Sanierung (Aufstockung/Anbau). Das bedeutet einen Doppelgewinn für das Projekt.
 
Bei der Suche nach Defiziten in der Gebäudedämmung können ganzheitliche thermografische Untersuchungen aus der Luft helfen. Thermografie ist in den letzten Jahren zu einem wichtigen Thema in Industrie und Bausektor geworden. Mit Hilfe von Thermografie können ganz schnell Wärmeverluste identifiziert werden, die sonst unentdeckt bleiben.  
 
Es wird beantragt, gezielt ein Einsatz der katasterbezogenen Thermografiebefliegung mittels eines Spezialflugzeugs in Münster zu prüfen. Mit modernen Wärmebildkameras lassen sich Wärmebrücken, potentiell feuchte-anfällige Stellen oder undichte Stellen in Dächern detektieren.  
 
Zum im Prüfantrag vorgeschlagenen Verfahren soll eine Mitteilung der Ergebnisse an die Hausbesitzer und ein individuelles und freiwilliges Beratungsangebot gehören, das sich an die Gebäudeeigentümer richtet. Neben dem persönlichen Wärmebild zum jeweiligen Gebäude, mit dem ein möglicher Wärmeverlust des Daches erkannt und bestimmt werden kann, können Erläuterungen zum weiteren umfangreichen und unverbindlichen Beratungsangebot mitgeliefert werden. Die Hauseigentümer erhalten eine Möglichkeit, sich mit den Möglichkeiten der energetischen Optimierung auseinanderzusetzen und für sich zu ermitteln, welche Einsparpotenziale bestehen.  
 
Bereits einige Kommunen haben gute Erfahrungen mit thermografischer Befliegung gemacht. Unter anderem hat die Stadt Osnabrück eine katasterbezogene Befliegung im Rahmen des Masterplans 100% Klimaschutz eingesetzt. Auch die Gemeinde Ense im Kreis Soest hat in Kooperation mit der RWE Flug-Thermografie für die Steigerung der Energieeffizienz im Gebäudebestand sehr gute Erfolge erzielt. Die Wärmebilder wurden anschließend den interessierten Hauseigentümern kostenfrei und nur für das jeweilige Eigentum zur Verfügung gestellt.  Einen ähnlichen Weg ist ebenfalls die Gemeinde Rheinbach gegangen, die mittels eines Spezialflugzeugs Thermografie-Bilder des gesamten Stadtgebietes erstellen ließ und den Immobilienbesitzern anschließend mit einem umfangreichen individuellen Beratungsangebot zur Verfügung stellte. Für eine anbieterunabhängige und individuelle Beratung der Gebäudeeigentümer stand in diesem Fall die Verbraucherzentrale NRW mit ihrem Netzwerk von qualifizierten Energieberatern zur Verfügung.
 
Der Kreis Gütersloh hat in Zusammenarbeit mit dem kommunalen Projektbeauftragten und der Kreishandwerkerschaft als Sponsor ein Modellprojekt entwickelt und umgesetzt, dass laut einer Auswertung des Kreises aus vier Jahren der Einsatz von Thermografie und Energieberatung rund neun Millionen Euro Sanierungsvolumen auslöste. Die positive Bilanz der vergangenen Jahre veranlasste den Kreis und die umliegenden Kommunen, die fünfte Runde der gesponserten Thermografie plus Energieberatung durchzuführen.  
 
Münster kann mit dem Einsatz von katasterbezogener Thermografie für eine messbare Steigerung der Energieeffizienz sorgen. Die gezielt durchgeführten Messungen unterstützen eine Auswahl sinnvoller Energiesparmaßnahmen und helfen bei der Bewertung von Einsparpotenzialen und ihrer Wirtschaftlichkeit.  
 
gez. Stefan Weber                        gez. Otto Reiners
und CDU-Fraktion                         und Bündnis ´90/Die Grünen/GAL Fraktion 

 

Den Antrag finden Sie hier als PDF