"Ist doch Ehrensache - Besondere Leistungen anerkennen, Ehrenamtspass einführen

Der Rat möge beschließen:

1. Die Stadt Münster führt einen Ehrenamtspass als eine besondere Anerkennung für überdurchschnittlich ehrenamtlich engagierte Bürgerinnen und Bürger ein. Mit dem Pass bekommen diese Menschen als Dankeschön für ihren Einsatz Vergünstigungen bei einer Reihe von Münsteraner Institutionen und Einrichtungen.
2. Die Vergabekriterien werden in Kooperation mit den Ratsfraktionen, der Freiwilligen-Agentur, der Bürgerstiftung und Vertretern der Kirchen, Hilfsorganisationen und Vereine erarbeitet. Dazu werden Erfahrungen aus anderen Städten wie Berlin, Dresden, Aachen, Leipzig, Hilden, Olsberg, Oldenburg hinzugezogen, die bereits Ehrenamtspässe in unterschiedlichsten Varianten für ihre überdurchschnittlich engagierten Bürgerinnen und Bürger anbieten.
3. Für engagierte Jugendliche, die unter 18 Jahre alt sind, wird ein Jugendehrenpass eingeführt, der dann speziell auf die Jugendlichen zugeschnittene Vergünstigungen anbietet.
4. Die Organisation und Verwaltung des Ehrenamtspasses liegt bei der Stadt in Zusammenarbeit mit der Freiwilligen-Agentur.
5. Die Einführung des Ehrenamtspasses wird im Zuge der Entwicklung einer kommunalen Engagementstrategie, die das gesamte Spektrum bürgerschaftlichen Engagements berücksichtigt, geprüft.


Begründung:

Das Ziel des Ehrenamtspasses ist eine ideelle und materielle Würdigung von ehrenamtlichem Engagement, die den Bedürfnissen der verschiedenen Altersgruppen gerecht wird und damit die Verwirklichung einer konkreten Anerkennungskultur.

In Zeiten einer verstärkten Individualisierung der Gesellschaft und eines immer geringeren Bindungswillens der Bürger an Organisationen muss die Stadt neue Anreize setzen, um ehrenamtliches Engagement für die Bürgerinnen und Bürger attraktiv zu machen. Mit der Freiwilligenagentur Münster und der Verleihung der Münsternadel hat die Stadt bereits Förder- und Anerkennungsmaßnahmen getroffen. Dass alle diesen Maßnahmen heute nicht mehr ausreichend sind, spüren die ehrenamtlich betriebenen Organisationen und Vereine seit vielen Jahren. Auch die Ehrenamtskarte des Landes NRW kann mit ihren Vorteilen den Ehrenamtspass in der Kommune selbst nicht als gleichwertig ersetzen. Um hier einen zusätzlichen Anreiz zu verleihen, setzen wir uns für die Einführung eines Ehrenamtspasses in Münster ein.

Die Einführung des Ehrenamtspasses ist nur konsequent und drückt eine Wertschätzung der Stadt für die Tätigkeit der Bürgerinnen und Bürger aus.

Die Kriterien für die Vergabe von Ehrenamtspässen in Münster sollen von einer Arbeitsgruppe unter städtischer Federführung mit Beteiligung der Ratsfraktionen, der Freiwilligenagentur, der Bürgerstiftung und Vertretern der Kirchen, Hilfsorganisationen und ehrenamtlichen Vereinen erarbeitet und festgelegt werden.

Wie in anderen Städten auch, sollen auch in Münster nur die Personen berücksichtigt werden, die für die ehrenamtliche Arbeit keine Aufwandsentschädigung erhalten. Um eine Rechtmäßigkeit der Nutzungsberechtigung sicherzustellen ist es sinnvoll, den Ehrenamtspass jedes Jahr neu zu beantragen (das wäre aber ein großer bürokratischer Aufwand).

Bei den Vergünstigungen handelt es sich um Rabatte bei Firmen und Dienstleistern sowie kulturellen Einrichtungen. Den angesprochenen Unternehmen wird die Möglichkeit aufgezeigt, auf der Preisliste die Vergünstigungen für Ehrenamtliche gesondert nachzuweisen.

Junge Menschen spielen im Ehrenamt eine besonders wichtige Rolle. Zum einen bringt eine frühe Entscheidung für das Ehrenamt in der Regel eine vertiefte Identifikation mit der jeweiligen Organisation und viele Möglichkeiten der Weiterentwicklung mit sich. Zum anderen ist eine Stadtgesellschaft auf die Multiplikatorenrolle jüngerer Menschen in ihrer Generation besonders angewiesen, um auch eine künftige Akzeptanz und Unterstützung des Ehrenamtes sicherzustellen. Um diese Arbeit der jungen Ehrenamtlichen zu unterstützen, gibt es bereits seit mehreren Jahren die bundesweite Juleica (Jugendleitercard). Diese ist aber ausschließlich auf die Leitungstätigkeit ausgelegt, andere engagierte junge Ehrenamtliche profitieren nicht davon. Daher ist es besonders wünschenswert, dass zusätzlich zu der Juleica ein eigener Ehrenamtspass für Jugendliche eingeführt wird, der sich an alle jungen Ehrenamtlichen unter 18 wendet. Dafür müssten dann speziell auf die Jugendlichen zugeschnittene Vergünstigungen eingeworben werden.

Mit der V/0992/2014 hat die Verwaltung zentrale Ergebnisse einer Bürgerumfrage zum bürgerschaftlichen Engagement in Münster präsentiert. Um aus den Umfrageergebnissen Schlussfolgerungen zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements abzuleiten, wurde die Einrichtung einer ressortübergreifenden stadtinternen Arbeitsgruppe unter Federführung der Geschäftsstelle Kommunale Stiftungen beschlossen. Diese soll Empfehlungen für die Entwicklung einer kommunalen Engagementstrategie geben sowie organisatorische Rahmenbedingungen und erforderliche Ressourcen beschreiben. Es bietet sich in diesem Zusammenhang an, die Einführung des Ehrenamtspasses zu prüfen.

Die Erfahrungswerte aus anderen Städten zeigen, dass die finanzielle Belastung sich auf weniger als 40.000 Euro belaufen wird. Der positive Effekt, der für das Ehrenamt, die ehrenamtlich tätigen Organisationen und die Bürgergesellschaft entsteht, ist unbezahlbar. Gleichzeitig entsteht für die unterstützenden Firmen und Einrichtungen ein Werbeeffekt, der zu neuer Kundschaft führen kann und somit die entstandenen Kosten wieder einspielen kann.