Münster wappnet sich gegen die Energiekrise

Expertengespräch der CDU-Ratsfraktion: Sparen und vorsorgen

Angesichts des russischen Überfalls auf die Ukraine und der gedrosselten Gaslieferungen aus Russland könnte Münster im kommenden Winter massive Auswirkungen spüren. „Was können wir tun, wie müssen wir uns vorbereiten?“, fragte Vorsitzender Stefan Weber bei einer öffentlichen Sitzung der CDU-Fraktion am Montagabend (15. August) im Rathaus. Tenor der Antworten: Es steht unmittelbar keine Katastrophe bevor, wenn Vorsorge getroffen und Energie gespart wird.

Stadtrat Wolfgang Heuer nannte eine Zuspitzung aber kaum verhinderbar. Die Stadtverwaltung bereite sich in ihrem Krisenstab auf eventuelle Ausfälle der Energieversorgung vor, sorge sich angesichts der Preissteigerungen um Zahlungsschwierigkeiten und kümmere sich um eigene Maßnahmen wie die Wassertemperatursenkung in Schwimmbädern. Radikale Maßnahmen in noch nicht absehbaren Notsituationen ließen sich heute nicht ausschließen, auch wenn es durch Vorsorge und Einsparungen Möglichkeiten gebe, dramatische Lagen zu verhindern.

Auch Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel von der Industrie- und Handelskammer warnte vor Alarmismus und Katastrophenszenarien. Mit dem Energiemangel werde man im nächsten Jahr und vermutlich auch Ende 2023 zu tun haben. Nach seiner Einschätzung gebe es im Hintergrund zwar politische Gesprächskontakte mit Russland, um zu einem Kriegsende zu kommen. Aber selbst bei einem Erfolg sei nicht mit einer raschen Wiederaufnahme der russischen Gaslieferungen zu rechnen. Industrieunternehmen seien bereits erfolgreich bei der Gaseinsparung, um das Reduktionsziel von 20 Prozent zu erreichen. In den privaten Haushalten und in den Städten müsse das auch geschafft werden.

Stadtwerke-Hauptabteilungsleiter Özbay Özcan hatte für die Verbraucher dazu gleich konkrete Tipps zum Sparen von Energie und Kosten: „Heizlüfter helfen nicht.“ Ein Grad geringere Wohnraumtemperatur reiche im Normalfall noch nicht für das 20-Prozent-Ziel. Die Stadtwerke rechnen mit dem späteren Beginn der Heizperiode in Münsters Wohnungen und an den Arbeitsplätzen.

Von großem Interesse an sparsamen Heizungen berichtete Energieberater Thomas Weber von der Verbraucherzentrale NRW und riet zur entschlossenen Prüfung aller Sparchancen etwa bei laufenden Elektrogeräten oder dem Warmwasserverbrauch. Die Verbraucherzentrale biete umfassende Beratung zum Energie- und Kostensparen.

Die Bürger brauchen nach Ansicht von Obermeister Stefan Raddant von der Handwerksinnung für Elektrotechnik aber keine Ratschläge, wie lange sie duschen sollen. Das werde schon über den Preis geregelt. Fatalismus und Schuldzuweisungen seien überflüssig, Vorkehrungen und Zusammenarbeit dagegen hilfreich. Das Handwerk sei motiviert, die Folgen der Gas- und Klimakrise zu bewältigen, es fehle aber an Mitarbeitern. Ein weiteres Großproblem sei die ständig wachsende Bürokratie.

 

Bildunterschrift:

v.l.n.r.: Dr. Fritz Jaeckel (Hauptgeschäftsführer der IHK Nord Westfalen), Thomas Weber (Energieberater für die Verbraucherzentrale NRW Beratungsstelle Münster), Ratsfrau Babette Lichtenstein van Lengerich (Umweltpolitische Sprecherin), Fraktionsvorsitzender Stefan Weber, stellv. Fraktionsvorsitzende Astrid Bühl, Stadtrat Wolfgang Heuer, Stefan Raddant (Obermeister für die Innung für Elektrotechnik Münster).
Auf dem Bild fehlt: Özbay Özcan (Hauptabteilungsleiter „Markt & Kunde“ der Stadtwerke Münster)