Rathausmehrheit will trotzdem daran festhalten – Bühl fühlt sich an ferne Zeiten erinnert
„Grüne, SPD und Volt wollen gescheiterte Badezeitprivilegien für geschlechtsspezifische Nutzergruppen fortsetzen, obwohl es gar keinen Bedarf dafür gibt.“ So kommentiert die stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Astrid Bühl eine Initiative der Rathausmehrheit, die damit einen Vorschlag der Fachverwaltung zu Fall bringen will. Die hatte nämlich vorgeschlagen, „aufgrund der geringen Nutzungszahlen und der beschränkten personellen Ressourcen der Sportverwaltung“ keine bestimmten privilegierten Schwimmzeiten mehr einzuräumen und stattdessen angeregt: „Sofern ein Verein oder ein Träger geschlechtsspezifische Schwimmzeiten anbieten möchte, können Nutzungszeiten in einem städtischen Bad bereitgestellt werden.“ Ratsfrau Bühl fühlt sich durch den Vorstoß „an Zeiten erinnert, von denen ich dachte, wir hätten sie überwunden.“
Den Verwaltungsvorschlag hält die CDU für eine vernünftige Lösung, die außerdem den Vorzug hat, dass der am Schwimmsport breit interessierten Öffentlichkeit keine Schwimmzeiten entzogen werden. Das Linksbündnis im Rathaus will aber an dem gescheiterten und kaum nachgefragten Angebot unbedingt festhalten und fordert bestimmte Schwimmzeitreservierungen einmal wöchentlich für Frauen und einmal monatlich für trans, inter und non-binäre Personen. Bezeichnenderweise sei in dem Vorstoß auch nur von einem „grundsätzlichen“ und nicht von einem tatsächlichen, mit Zahlen und Daten belegten Interesse die Rede, sagte Bühl und fügte hinzu: „Es geht gar nicht ums Schwimmen, sondern mal wieder ums Rechthaben gegen die Fakten. Solche zielgruppenorientierte Verteilungspolitik von Badezeiten auf Kosten aller ist weder eine kluge kommunale Sozialpolitik noch fördert sie das Verständnis für geschlechtliche Gruppen.“ Der Vorschlag der Verwaltung dagegen berücksichtige ausgewogen die Interessen aller.
Getrennte Schwimmzeiten gab es früher schon, weiß Astrid Bühl, von Beruf Schulleiterin, aus der Geschichte spießiger Uraltpädagogik. „In den 1940er und 1950er Jahren durften die evangelischen nicht gemeinsam mit den katholischen Kindern ins Schwimmbecken. Auch auf Schulhöfen gab es einen weißen Strich, um die Schulgruppen zu trennen.“ Der Antrag von Grünen, SPD und Volt erinnere deshalb an eine heute eigentlich für unsäglich gehaltene Trennung unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen. Ratsfrau Bühl: „Münster sollte sich heute doch anders aufstellen. Eine bunte und offene Gesellschaft braucht Gemeinsamkeiten statt Isolation. Es sollte selbstverständlich sein, dass alle zur gleichen Zeit die ohnehin begrenzten Schwimmzeiten nutzen können.“